Sonnenstrom aus dem Öl- und Erdgas-Giganten Qatar
Startschuss im Qatar Science and Technology Park
04. Januar 2013
Im “Qatar Science and Technology Park”, nur ein paar hundert Meter von dem Konferenzzentrum entfernt wo im Dezember der UN-Klimagipfel stattfand, wurde heute eine Solarstrom-Anlage mit 400 Kilowatt in Betrieb genommen. Hier soll im Rahmen auch der Vorbereitung auf die Fußball Weltmeisterschaft 2022, wo alle Stadien mit solarer Klimatisierung ausgerüstet sein sollen, getestet werden, wie am Besten unter Wüstenbedingungen elektrische Energie von der Sonne erzeugt werden kann.
Einerseits ist Katar mit seinen mehr als 350 Sonnentagen im Jahr aus Sicht der Nutzbarkeit ideal. Andererseits sind Hitze, Staub und Feuchtigkeit extreme Einflussfaktoren, die den Wirkungsgrad der Solarmodule deutlich beeinflussen.
Die nun ans Netz gegangene Anlage soll mithelfen, die weltweit entwickelten Solarstrom-Technologien unter den hier herrschenden Bedingungen auf deren Einsetzbarkeit zu testen.
Der Ertrag von Solarzellen ist in den Golfstaaten theoretisch mindestens doppelt so hoch als in Mitteleuropa. Dadurch würden hier die Erzeugungskosten für den daraus gewonnenen Strom unter die Hälfte gegenüber dort sinken. Dem entgegen wirken jedoch die oben aufgeführten extremen Umweltfaktoren spürbar.
Photovoltaik-Module sind für ein Klima bis max. 30 Grad Celsius entwickelt worden. In Katar beträgt die Lufttemperatur im Sommer jedoch über 50 Grad und die intensive Sonneneinstrahlung heizt die Module zusätzlich noch höher auf. Die “Ausbeute” sinkt aber bei steigenden Temperaturen und verringert wahrscheinlich auch die Einsatzzeit von geplanten 25-30 Jahren. Zudem bildet der Wüstenstaub in Kombination der hohen Luftfeuchtigkeit einen dichten Schmierfilm auf der Oberfläche der Photovoltaik-Zellen und automatisierte Reinigungsanlagen sind erst in der Testphase.
Im Testgelände des “Qatar Science and Technology Park” am Garafat Al Rayyan & Dukhan Highway unmittelbar neben der Qatar Education City, dem Weill Cornell Medicical College und der Qatar National Library im Ar-Rayyan Distrikt haben 25 Hersteller von Photovoltaikanlagen aus Europa, Asien und den USA ihre Anlagen auf eigene Kosten aufgebaut, denn alle hoffen auf lukrative Aufträge. Auch Anlagen zur Sonnenstromgewinnung mittels Solarthermie (Parabolspiegel bündeln das Sonnenlicht auf ein Rohr mit einem Trägermittel zur Erzeugung von Wasserdampf für den Antrieb einer Turbine) sollen noch folgen.
Aber die Messlatte bei den Stromerzeugungskosten sind vor allem die extrem niedrigen Preise der in Öl- und Erdgas-Kraftwerken produzierten Elektrizität. Vielleicht kann der Durchbruch auch nur mittels eines Förderprogramms der Regierung von Katar gelingen, nicht zuletzt um das Versprechen einer klimaneutralen Klimatisierung der Fußballstadien einzuhalten.